Vortrag - KUKELE

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Vortrag

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Abstract:

Der Klimawandel am Ende der Eiszeit vor ca. 10.000 führt zu gravierenden Veränderungen innerhalb der Menschheitsgeschichte: Sesshaftigkeit, Getreideanbau und Domestizierung von Tieren als Überlebensstrategie führte zum bisher unvorstellbaren Bevölkerungswachstum. Der Bevölkerungsdruck, Segmentierung zur Konfliktvermeidung, Migration und regelmäßig stattfindende kriegerische Auseinandersetzungen haben zu Differenzierungen in der Sozialorganisation wesentlich beigetragen. Der Prozess der Veränderungen vollzieht sich langsam über Jahrtausende und lässt in der Region Mesopotamien erste politische, religiöse und urbane Zentren (Sumer) entstehen.

Durch die Vorstellung einer direkten mythologischen Abstammung von einem Urahnen entwickelt sich eine hierarchische Differenzierung innerhalb einer zusammengehörigen Gesellschaft. Die Mitglieder eines chiefly clans werden als Nachkommen des mythologischen Ahnen angesehen, worauf die Vererbung des Amtes des Herrschers an seine (meist patrilinearen) Erben erfolgt. Wodurch aus einer patrilinearen/patrilokalen Gesellschaft eine matrilineare/matrilokale Gesellschaft entsteht, wird am Beispiel der Minangkabau anhand der Theorie von Divale (1975) vertreten. Beruhend auf der Hypothese, dass sich über einen langfristigen Zyklus im Zeitraum von 1000 bis 2000 Jahren aufgrund der Migrationsbewegungen ein Gesellschaftswandel von patrilinear/internale Kriegführung zu matrilinear/externale Kriegführung vollziehen kann, aber nicht muss. Der entscheidende Faktor ist eine Migrationsbewegung in ein neues Siedlungsgebiet, Eroberung der bisherigen Bevölkerung durch Ermordung der Menschen oder Integration in die Newcomer Gruppe und Aufbau eines neuen Herrschaftszentrums. Ein Matriarchat hat es nie gegeben, sondern ausschließlich die Bevorzugung von Frauen bei der Residenz nach der Heirat und einer matrilinearen Deszendenzregel: Der höhere Status der Frauen innerhalb von segmentären Gesellschaften, die alle verwandtschaftsbasiert sind, ist erkennbar durch Matrilokalität/Uxorilokalität verbunden mit Matrilinearität gegenüber Patrilokalität/Virilokalität verbunden mit Patrilinearität.

Die Minangkabau haben eine Besonderheit, da die aristokratische Abstammungsgruppe einer patrilinearen Deszendenzregel folgt, hingegen für alle übrigen Mitglieder der ethnischen Gruppe bis heute die matrilineare Deszendenz vorherrschend ist, trotz der Übernahme des Islam.


Isabella Andrej hat sich für die Region des insularen Südostasiens bereits vor dem KSA Studium aufgrund von eigenen Erfahrungen einer Reise durch Indonesien entschieden. Das Thema matrilineare Gesellschaften im Zusammenhang mit der vorherrschenden Meinung der Existenz eines einmal existierenden Matriarchats bildete das Interesse und hat dazu geführt, sich mit der Evolution der Gesellschaft zu befassen. Beginnend mit der Diplomarbeit „Matrilineare Gesellschaften. – Eine Untersuchung aus historischer und ethnologischer Sicht“ (1998) und der vor kurzem abgeschlossenen Dissertation mit dem Titel „Kosmische und irdische Ordnung in Chiefdoms“ (2017).


Minangkabau – History, Tradition, and Kinship Systems

The main topics of the Minangkabau society are the matrilineal kinship system but it is only for all people of the traditional society and not for the aristocratic clan, they belong to a partilineal descent group. The Minangkabau founder is Adityavarman, reign from 1347 to 1375, as the first paramount chief of the Minangkabau chiefdom. A paramount chief is the English-language designation for the highest-level of a political leader of a segmentary chiefdom society in a regional political system. The difference between segmentary societies is a main part of my diploma thesis (1998) and the dissertation (2017). For the change from a patrilineal kinship system to a matrilineal kinship system there are two main points: the patrilineal descent society with internal warfare changes after migration to new region to an uxorilocal/bilateral society and later on to a matrilocal/matrilineal society with external warfare (external/internal warfare see Divale 1975).


 
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